Täbris
Über die Stadt
Täbris (Tabriz), das pulsierende Zentrum der Provinz Ost-Aserbaidschan, ist eine Stadt von immenser historischer und strategischer Bedeutung im Nordwesten des Iran. Täbris ist Kern einer großen Metropolregion und eines der wichtigsten und größten wirtschaftlichen, industriellen, kulturellen und kommerziellen Zentren der iranischen Aserbaidschan-Region. Mit über 1,6 Millionen Einwohnern (Stand 2022) zählt Täbris zu den bevölkerungsreichsten Städten Irans. Gleichzeitig blickt sie auf eine lange Tradition als Hauptstadt und Handelsdrehscheibe zurück. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung sind Aserbaidschanische Türken, die Aserbaidschanisch mit dem charakteristischen Täbriser Dialekt sprechen.
Die Bewegte Geschichte: Vom Ilchan-Reich zur Stadt der Ersten
Die Geschichte von Täbris ist geprägt von wechselnden Herrschaften, strategischer Bedeutung und verheerenden Naturereignissen wie schweren Erdbeben. Die historischen Wurzeln reichen dabei bis in die Parthische und Sassanidische Zeit zurück.
Täbris als Kaiserstadt
Die Stadt war im Laufe der Jahrhunderte die Hauptstadt mehrerer Dynastien, was ihre zentrale Rolle in der Region unterstreicht:
- Zentren der Macht: Rawadiden, Atabegs von Aserbaidschan, Choresm-Schahs, Qara Qoyunlu, Aq Qoyunlu und Safawiden nutzten Täbris als ihr Zentrum.
- Höhepunkt unter den Ilchanen: Ihre Blütezeit erreichte Täbris während der Ilchan-Ära (13. und 14. Jahrhundert). Sie war die Hauptstadt eines riesigen mongolischen Reiches. Um 1500 Chr. galt Täbris sogar als die fünftbevölkerungsreichste Stadt der Welt.
- Safawiden-Ära: Schah Ismail Safawi eroberte Täbris 1500 n. Chr. und machte sie zur ersten Hauptstadt des neuen safawidischen Iran. Aufgrund der ständigen Bedrohung durch das Osmanische Reich musste die Hauptstadt später nach Qazvin verlegt werden.
- Qajar-Ära: Täbris blühte während der Qajar-Herrschaft wieder auf. Sie war die traditionelle Residenz der Qajar-Kronprinzen, was ihre politische und wirtschaftliche Stellung stärkte.
Antike Wurzeln und Archäologische Spekulationen
Einige Forscher vermuten, dass sich die alte Festung „Tarui-Tarmakis“ an der Stelle der heutigen Stadt befand. Diese Festung wird in den Inschriften von Sargon II., dem König von Assyrien (721 bis 705 v. Chr.), erwähnt. Unabhängig davon belegen Quellen, dass die heutige Stadt auf den Ruinen der alten Stadt „Turaj“ erbaut wurde, die als Brücke zwischen Ost und West galt.
Katastrophen und Wiederaufbau
Die Geschichte von Täbris ist auch eine Geschichte des Überlebens:
- Erdbeben: Verheerende Erdbeben in den Jahren 1721 und 1780 töteten Hunderttausende von Einwohnern. Die Stadt schrumpfte Ende des 18. Jahrhunderts auf eine "Geisterstadt" mit nur noch etwa 20.000 Menschen.
- Neuzeitliche Reformen: Nach der Besetzung durch Russland und der Rückgabe an den Iran begann Abbas Mirza, der Kronprinz und Gouverneur, umfassende Reformen. Er modernisierte Täbris, führte einen neuen Stadtplan sowie ein fortschrittliches Post- und Steuersystem ein und initiierte die militärische Modernisierung der iranischen Armee.
Täbris: Die Stadt der "Ersten" im Iran
Die strategische Lage von Täbris an den Handelsrouten beschleunigte den kulturellen und wirtschaftlichen Austausch. Täbris gilt daher als der Ausgangspunkt vieler Fortschritte und Manifestationen der modernen Zivilisation im Iran. Tatsächlich war Täbris Gastgeber vieler "Erster" im Iran: Hier entstanden die erste Druckerei, das erste öffentliche Kino, der erste Kindergarten, die erste Schule für Gehörlose sowie die erste Straße mit elektrischer Beleuchtung. Darüber hinaus spielte Täbris eine entscheidende Rolle in der Konstitutionellen Revolution und war ein Schlüsselzentrum in der Islamischen Revolution von 1979. Dies unterstreicht ihre fortdauernde Bedeutung als intellektuelles und politisches Zentrum des Iran.
Kultur, Sprache
Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung von Täbris spricht Aserbaidschanisch-Türkisch oder Aseri-Türkisch. Obwohl Aserbaidschanisch dominiert, leben auch Minderheiten von Persischsprachigen und Armeniern in der Stadt.
Religion und Toleranz
Die meisten Einwohner von Täbris sind Muslime des zwölf-schiitischen Glaubens. Dennoch war die Stadt historisch Heimat anderer Religionen, was sich in der heutigen Präsenz kleinerer religiöser Minderheiten widerspiegelt. Dazu zählen armenische Christen (mit einer bedeutenden historischen Präsenz), Assyrer, Zoroastrier und Juden.
Wichtigste Sehenswürdigkeiten in Täbris (Iran)
Die wichtigste Attraktion in Täbris und ein Muss auf jeder Iranreise ist der Historische Basar von Täbris. Dieser Basar ist ein UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als einer der ältesten und größten überdachten Basare der Welt. Er ist das pulsierende Herz der Handelsgeschichte des Iran. Darüber hinaus beherbergt Täbris einige der beeindruckendsten historischen Gebäude des Iran:
- Blaue Moschee (Masjed-e Kabud): Dieses berühmte Bauwerk, das im 15. Jahrhundert erbaut wurde, ist bekannt für seine komplexen blauen Kacheln und Kalligrafien, obwohl es teilweise durch Erdbeben zerstört wurde.
- Ark-e Alishah (Zitadelle von Täbris): Die massive Ziegelstruktur ist alles, was von einer einst großen Moschee übrig geblieben ist. Sie dient als beeindruckendes Symbol der Geschichte des Iran und der Stadt.
- El Goli Park (Shah Goli): Dieser malerische Park mit einem großen künstlichen See in der Mitte, der von einem historischen Pavillon auf einer Insel dominiert wird, ist ein beliebter Erholungsort der Einwohner im Iran.
- Konstitutionshaus (Khaneh Mashrouteh): Dieses historische Gebäude ist ein wichtiges Museum und Gedenkstätte für die Konstitutionelle Revolution des frühen 20. Jahrhunderts. Es unterstreicht die politische Rolle, die Täbris im Iran spielte.
- Azerbaijan Museum: Es ist das wichtigste archäologische und historische Museum in Täbris und bietet umfassende Einblicke in die reiche Kultur und Vergangenheit Nordwest-Irans.
- Ein beliebtes Ausflugsziel von Täbris ist das Felsendorf Kandovan. Kandovan liegt nur etwa 50 bis 60 Kilometer südlich von Täbris und ist ein einzigartiges, bewohntes Höhlendorf im Iran.
Einzigartige Kulinarische Spezialitäten
Die Küche von Täbris ist landesweit für ihre herzhaften und aromatischen Gerichte bekannt. Sie zeichnen sich durch Fülle und oft ungewöhnliche Kombinationen aus.
Das Nationalgericht von Täbris
- Kufteh Tabrizi: Das berühmteste Gericht der Stadt. Riesige Fleischbällchen aus Hackfleisch, Reis, gelben Linsen, duftenden Kräutern (Basilikum, Estragon, Bohnenkraut, Koriander) und Gewürzen. Die Koftes werden mit Berberitzen, Pflaumen, gerösteten Zwiebeln und hartgekochtem Ei gefüllt und langsam in einer Tomaten-Zwiebel-Soße gekocht.
- Dolme Barg-e Mo (Weinblatt-Dolma): Lokale Variante aus gebratenem Hackfleisch, Zwiebeln, Reis, Kräutern und gelben Linsen, gerollt in junge, frische Weinblätter. Oft mit einer süß-sauren Soße aus Zucker und Essig.
- Dolme Kalam (Kohl-Dolma): Kohlblätter werden mit der typischen Füllung umwickelt. Das Geheimnis dieser Variante ist die Verwendung von Safran für ein einzigartiges Aroma.
- Ash-e Mast (Joghurt-Suppe): Eine beliebte Suppe in der kalten Jahreszeit aus Joghurt, Reis, Kräutern und Zwiebeln. Charakteristisch ist ihr säuerlicher Geschmack.
Reisgerichte und Süßspeisen
- Shir Polo (Suti Polo): Ein lokal einzigartiges Reisgericht. Der Reis wird mit Milch, Safran, Rosenwasser und Butter gekocht und gedämpft. Garniert mit Datteln, Berberitzen sowie Pistazien- und Mandelstreifen ist es leicht süßlich.
- Khagineh (Qeyqanakh): Eine der leckersten traditionellen Eierspeisen, oft als Dessert serviert. Ein Rührei aus Eiern, Mehl und süßem Joghurt wird in Butter gebraten. Anschließend übergießt man es mit einem süßen Sirup aus Zucker, Kardamom, Safran und Rosenwasser.
- Khoresht Havij (Karotten-Eintopf): Ein traditioneller, leicht süßlicher Eintopf mit Fleisch, in Streifen geschnittenen Karotten, Pflaumen, gerösteten Zwiebeln und Safran.
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