Iran besitzt eine Filmkultur von Weltrang: Das Neue Iranische Kino gilt international als eine der bedeutendsten Filmkulturen der Welt. Es ist bekannt für seinen poetischen Realismus, seine Minimalistik und die Nutzung von Metaphern.
Iranische Filmemacher
Die internationale Anerkennung des iranischen Films ist untrennbar mit einigen Schlüsselpersönlichkeiten verbunden. Ihre Werke wurden regelmäßig auf den wichtigsten Festivals der Welt – in Cannes, Venedig und Berlin – ausgezeichnet:
- Abbas Kiarostami (1940–2016): Die poetische Avantgarde. Kiarostami gilt als Ikone des Neuen Iranischen Kinos. Sein Stil, der oft Laiendarsteller und semidokumentarische Elemente verwendet, beeinflusste Regisseure weltweit. Seinen größten Triumph feierte er mit dem Gewinn der Goldenen Palme in Cannes für Der Geschmack der Kirsche (Ta’m-e gilas, 1997), ein existenzialistisches Drama über die Sinnsuche.
- Asghar Farhadi: Der Meister des moralischen Dilemmas. Farhadi ist der international erfolgreichste iranische Regisseur. Seine Filme sind meisterhafte, spannungsgeladene Kammerspiele, die durch Missverständnisse und moralische Konflikte der iranischen Mittelschicht universelle Gültigkeit erlangen. Er gewann zwei Mal den Oscar für den besten fremdsprachigen Film: für Nader und Simin – Eine Trennung (A Separation, 2011) und The Salesman (Forushande, 2016).
- Jafar Panahi: Der Widerstand im Filmemachen. Als Schüler Kiarostamis ist Panahi ein Symbol des künstlerischen Widerstands. Trotz Berufsverbot durch das Regime dreht er weiterhin Filme, die seine politische und gesellschaftliche Lage reflektieren. Sein Film Taxi Teheran (Taxi, 2015), in dem er sich selbst als Taxifahrer inszeniert, gewann den Goldenen Bären der Berlinale.
- Mohammad Rasoulof: Der aktuelle Dissident. Rasoulof setzt diese Tradition fort, indem er die gesellschaftlichen Konflikte offen anspricht. Sein Film Doch das Böse gibt es nicht (Sheytan vojud nadarad, 2020), der die Auswirkungen der Todesstrafe untersucht, gewann ebenfalls den Goldenen Bären der Berlinale.
Aktuelle Tendenzen: Tradition versus Wandel
Das iranische Kino wird durch Werke wie „Ye Habbe Ghand“ (2011) und „Keyke Mahbube Man“ (2024) eindrücklich repräsentiert.
Der Film „Ye Habbe Ghand“ von Seyyed Reza Mir-Karimi zelebriert die Wärme der persischen Tradition und des Landlebens im Iran. Er erzählt das menschliche Drama einer Großfamilie, die durch ein tragisches Ereignis bei einer Hochzeit zusammenkommt, und zeichnet sich durch seine liebevolle Ästhetik und die einfühlsame Darstellung familiärer Bindungen aus.
Im Gegensatz dazu steht das jüngere Werk „Keyke Mahbube Man“ des Duos Moghaddam/Sanaeeha. Diese sensible Tragikomödie über die späte Liebesromanze einer 70-jährigen Witwe in Teheran ist ein mutiger Akt der weiblichen Emanzipation. Sie bricht filmische Tabus im Iran, indem sie den Wunsch nach Liebe und Freiheit thematisiert – eine klare Stellungnahme zu den unterdrückten Frauenrechten. Der Film wurde bei der Berlinale 2024 ausgezeichnet und zeigt den gesellschaftlichen Wandel des Iran.
Besondere Merkmale des iranischen Kinos
Das iranische Kino navigiert seit der Revolution von 1979 in einem komplexen Umfeld aus staatlicher Förderung, Ideologie und Zensur. Diese Bedingungen haben zu spezifischen ästhetischen Merkmalen geführt:
- Metaphorik und Subtext: Aufgrund der Zensur mussten Regisseure Meister der subtilen Andeutungen werden. Offensichtliche Kritik wird durch Metaphern, Allegorien und einen fokussierten Blick auf Kinder oder Außenseiter ersetzt, um moralische und soziale Missstände zu beleuchten.
- Fokus auf Kinder und das Ländliche: Filmemacher wie Kiarostami nutzten Kinder als Hauptfiguren (z.B. in Wo ist das Haus meines Freundes?), um die Welt durch eine „unschuldige“ Linse zu betrachten und dabei gesellschaftliche Probleme aufzuzeigen.
- Neorealistischer Stil: Viele Filme verwenden Laiendarsteller, drehen an Originalschauplätzen und nutzen eine einfache, dokumentarisch anmutende Kameraführung, was die authentische Darstellung des Alltags verstärkt.
Schlusswort
Die Sorient Travel lädt Sie herzlich ein, die tief menschlichen Geschichten und den poetischen Stil des Neuen Iranischen Kinos zu entdecken. Erleben Sie diese einzigartige Filmkultur und viele weitere Facetten des Iran.