Die armenische Gemeinschaft

Die armenische Gemeinschaft im Iran: Eine Geschichte von Widerstandsfähigkeit und Beitrag Armenier im Iran besitzen meistens die Staatsbürgerschaft der Islamischen Republik Iran. Sie pflegen ihre armenische Herkunft und ihren christlichen Glauben. Kulturell sind sie zumeist zweisprachig; sie sprechen fließend Armenisch und Persisch. Die Mehrheit zählt zur Armenisch-Apostolischen Kirche. Kleinere Gruppen bekennen sich zur armenisch-katholischen oder […]

Die armenische Gemeinschaft im Iran: Eine Geschichte von Widerstandsfähigkeit und Beitrag

Armenier im Iran besitzen meistens die Staatsbürgerschaft der Islamischen Republik Iran. Sie pflegen ihre armenische Herkunft und ihren christlichen Glauben. Kulturell sind sie zumeist zweisprachig; sie sprechen fließend Armenisch und Persisch. Die Mehrheit zählt zur Armenisch-Apostolischen Kirche. Kleinere Gruppen bekennen sich zur armenisch-katholischen oder armenisch-evangelischen Kirche.

Die größte armenische Gemeinschaft lebt in Teheran. Weitere wichtige Gemeinden findet man in Neu-Dscholfa bei Isfahan sowie in Täbris. Mit rund 150.000 Menschen bilden die Armenier die größte christliche Minderheit im Iran und zugleich die größte armenische Diaspora in einem islamischen Land. Trotz ihrer tiefen Verwurzelung verlassen viele Menschen das Land in Richtung westlicher Staaten.

Als anerkannte Minderheit sichern iranische Gesetze Armeniern Religionsfreiheit zu. Sie besitzen eine Vielzahl historischer Kirchen. Etwa 600 christliche Kirchengebäude stehen im Iran; davon zählen etwa 480 den Armeniern. Im Jahr 2016 nutzten armenische Gemeinden jedoch nur etwa 80 davon aktiv.

Armenisches Kulturerbe und Historische Verbindungen

Das armenische Kulturerbe im Iran zählt zu den ältesten christlichen Stätten weltweit. Die Überlieferung schreibt die Gründung des Klosters Sankt Thaddäus im iranischen West-Aserbaidschan Judas Thaddäus im Jahr 66 n. Chr. zu. Forscher datieren erhaltene Gebäudeteile auf das 10. Jahrhundert.

In Neu-Dscholfa stehen bedeutende Kirchen wie die Bethlehem-Kirche (1628) und die Kirche der Heiligen Muttergottes (1613).

Armenische und iranische Geschichte verflechten sich seit Jahrhunderten. Mehrfach gehörten armenische Gebiete zu den Vorläuferstaaten des heutigen Irans.

Die einstige Handelsmetropole Täbris beherbergte eine der ältesten armenischen Gemeinden. Die dortige Marienkirche errichteten die Menschen im 12. Jahrhundert. Das Erdbeben 1780 zerstörte den Bau; der heutige Kirchenbau stammt aus dem Jahr 1785.

Schah Abbas I. ordnete 1604 die Zerstörung des ursprünglichen Dscholfa am Fluss Araxes an. Er siedelte über 20.000 armenische Einwohner nach Isfahan um. Dort gründeten die Vertriebenen Neu-Dscholfa. Die Armenier erbauten die Kathedrale zum Heiligen Erlöser (Surp Amenaprgitsch Vank) zwischen 1655 und 1664. Sie vereint armenische und persische Architekturelemente. Die Armenier in Isfahan spielten eine zentrale Rolle in Handel und Handwerk. Sie trugen wesentlich zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung des Iran bei.

Entwicklung im 20. Jahrhundert und nach der Revolution

Mit der Expansion des Russischen Kaiserreiches verlor Persien 1828 sämtliche Gebiete des heutigen Armeniens. Viele Armenier verließen in der Folge die persischen Regionen in Richtung Russisch-Armenien.

Im 20. Jahrhundert spielten die Armenier eine wichtige Rolle für die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung Irans. Sie brachten in Bereichen wie Fotografie, Theater und Film Neuerungen und engagierten sich politisch. Der ethnische Armenier Yeprem Khan beteiligte sich aktiv an der Konstitutionellen Revolution. Seit 1921 reservierte das Gesetz zwei Sitze im Parlament für armenische Abgeordnete.

Während des Völkermords an den Armeniern ab 1915 suchten rund 50.000 Flüchtlinge aus dem Osmanischen Reich im Iran Zuflucht. Später, nach der Gründung der Sowjetrepublik Armenien, wanderten etwa 10.000 Armenier aus der Sowjetrepublik in den Iran ein. Bis 1930 stieg die armenische Bevölkerung auf etwa 200.000.

Unter den Pahlavi-Schahs erlebten die Armenier einen wirtschaftlichen Aufstieg. Allerdings führte Reza Schah Pahlavi eine Persifizierungspolitik ein. Sie beschränkte den Armenischunterricht und ersetzte viele armenische Ortsnamen. Die Gemeinden erhielten unter Mohammad Reza Pahlavi ihre innere Selbstverwaltung zurück.

Die Islamische Revolution von 1979 sicherte den Armeniern weiterhin das Recht auf freie Religionsausübung und parlamentarische Vertretung. Im Verlauf des Iran-Irak-Krieges (1980–1988) mussten auch Armenier zum Militärdienst. Etwa 17.000 Armenier dienten in der iranischen Armee; 260 Soldaten starben.

Einschränkungen und der Krieg verstärkten die Auswanderung der armenischen Gemeinschaft, insbesondere in die USA. Die Zahl der Armenier im Iran sank bis zum Jahr 2000 auf etwa die Hälfte des Niveaus von 1979.

Bildung und Migration

Die Armenier im Iran besitzen als religiöse Minderheit eigene Schulen. Der Unterricht erfolgt dort auf Persisch, mit Ausnahme der Armenischstunden. Nach der Islamischen Revolution begrenzte die Regierung den Armenischunterricht zunächst, weiteten ihn aber später wieder aus. Im Jahr 2000 zählte Isfahan 20 armenische Schulen. Teheran zählte 2016 noch 12 armenische Schulen mit rund 3.500 Schülern (in den 1970er Jahren waren es 36 Schulen).

Die meisten Armenier wandern heute in die Vereinigten Staaten und andere westliche Länder aus. Das wirtschaftlich angeschlagene Armenien spielt als Ziel für Emigranten aus dem Iran nur eine untergeordnete Rolle. Glendale in Kalifornien entwickelte sich zum Hauptziel.

Vertreter der Armenischen Apostolischen Kirche äußerten wiederholt Besorgnis über die Abwanderung. Sie betonen, die armenische Gemeinde Isfahans schützte ihre christliche und armenische Identität über 400 Jahre inmitten einer muslimischen Umgebung, würde aber in der westlichen Welt vieles davon verlieren.

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