Iran-Dichter, Abolghasem Ferdowsi gilt als der größte epische Dichter Persiens. Er ist eine der herausragendsten Figuren der Weltliteratur. Er ist der unsterbliche Schöpfer des Schāhnāme (Königsbuch). Dieses monumentale Werk bewahrt die mythische und historische Vergangenheit Irans von der Schöpfung bis zur arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert n. Chr. Sein Werk ist nicht nur ein literarisches Meisterstück. Es bildet auch den wichtigsten Grundstein für die Bewahrung der persischen Sprache und Identität nach Jahrhunderten des fremden Einflusses.
Iran-Dichter: Biografie von Ferdowsi
Abolghasem Ferdowsi wurde um das Jahr 940 n. Chr. im Dorf Bāzh bei Tūs in der Provinz Chorasan (im heutigen Iran) geboren. Seine Familie gehörte zur Klasse der Dehqānen. Dies war der alte persische Landadel, der das kulturelle Erbe des vorislamischen Sassanidenreiches pflegte. Diese Herkunft nährte seine tiefe Verbundenheit mit der altpersischen Geschichte und Sprache.
Ferdowsis Hauptwerk, das Schāhnāme, nahm etwa 30 bis 35 Jahre seines Lebens in Anspruch. Er übernahm und erweiterte das unvollendete Epos seines Vorgängers Daqīqī. Er schuf dabei ein monumentales Werk von über 50.000 Zweizeilern.
Obwohl er das vollendete Epos dem mächtigen Sultan Mahmud von Ghazni widmete, erhielt er enttäuschenderweise nur eine unzureichende Belohnung. Historiker führen dies oft auf die Vorbehalte des Sultans gegenüber dem vorislamischen, persischen Inhalt zurück. Dies trieb Ferdowsi in die Verarmung. Eine berühmte Satire auf Mahmud bewog ihn zur Flucht. Ferdowsi starb verarmt um das Jahr 1020 oder 1025 n. Chr. in seiner Heimatstadt Tūs.
Das Schāhnāme: Iranischer Kulturschatz
Das Schāhnāme (Königsbuch) ist das Nationalepos des Iran. Es ist eine lückenlose Erzählung, die die Geschichte von mehr als 50 Königen umfasst. Das Epos gliedert sich in drei Hauptteile:
- Die mythische Ära.
- Die heldenhafte Ära.
- Die historische Ära.
Das Werk reicht von der Schöpfung der Welt bis zum Untergang des Sassanidenreiches. Es dient als unentbehrliche Quelle für das Verständnis der iranischen Kultur und Mythologie.
Im heroischen Teil stehen berühmte Helden wie Rostam, der ultimative Held des Iran, und sein Sohn Sohrāb im Mittelpunkt. Die Geschichte vom Kampf zwischen Vater und Sohn ist die wohl bekannteste und tragischste des gesamten Epos.
Die wohl berühmteste und herzzerreißendste Passage des Schāhnāme ist der Kampf zwischen Rostam und seinem Sohn Sohrāb, den er unwissentlich tötet. Rostam erkennt seinen sterbenden Sohn erst, als dieser ihm den von Rostam selbst einst übergebenen Armreif zeigt. Die Verse drücken die tiefe Tragödie des Schicksals aus:
„Da sprach Rostam: O Sohn, du mein Herzlicht, Wie soll ich in diese Welt schauen, wenn du nicht? Hätt’ ich dich erkannt, eh’ ich mein Herz mit Schmerz zerriß, Wär’ das Schwert in die Brust mir gefallen gewiss! Die Erde erbebte, als er dieses sprach, Das Zelt stürzte ein, der Himmel zerbrach. Dann zog er den Dolch, um sein Leben zu nehmen, Doch weinten die Edlen und wollten es hemmen.“
Das Epos zeichnet sich durch seinen bemerkenswert reinen persischen Wortschatz aus. Er enthält fast keine arabischen Lehnwörter. Mit dieser sprachlichen Reinheit leistete Ferdowsi einen unschätzbaren Beitrag zur Bewahrung der neupersischen Sprache als eigenständige Kultursprache.
Schāhnāme-khāni: Die lebendige Vortragskunst
Ferdowsis Epos ist nicht nur ein Buch zum Lesen. Es ist eine lebendige mündliche Tradition, bekannt als Schāhnāme-khāni (Vortrag des Schāhnāme).
- Definition und Rolle: Schāhnāme-khāni ist die Kunst, Passagen aus dem Königsbuch dramatisch vorzutragen. Vortragende begleiten dies oft mit Mimik, Gestik und einem melodischen Tonfall. Diese Tradition dient in Iran und Afghanistan über Jahrhunderte hinweg zur Bewahrung der nationalen Identität und der moralischen Werte.
- Der Naqqāl: Die professionellen Vortragskünstler heißen Naqqāl (Erzähler). Sie traten historisch in Kaffeehäusern, auf Marktplätzen und bei Versammlungen auf. Sie benutzten oft große Bildrollen (Pardeh) mit Szenen aus dem Epos zur visuellen Unterstützung. Der Naqqāl muss nicht nur Dichter sein. Er ist auch improvisierender Schauspieler und Meister des Rhythmus. Er entführt das Publikum so in die königlichen Höfe des alten Persiens.
- Kulturelles Erbe: Die Tradition des Schāhnāme-khāni wurde von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt. Dies unterstreicht, dass das Epos ein dynamischer Teil des täglichen und kulturellen Lebens gilt. Es trägt die ethischen und heldenhaften Ideale Ferdowsis bis in die Gegenwart.
Vermächtnis und Kulturelle Bedeutung von Schāhnāme
Ferdowsis Einfluss auf die persische Literatur, Kultur und nationale Identität ist immens und bis heute spürbar. Er gilt als derjenige, der die persische Sprache in ihrer literarischen Form vor dem Vergessen bewahrte. Er setzte den Standard für die Dichtkunst der kommenden Jahrhunderte. Seine Grabstätte in Tūs ist ein Nationalheiligtum. Sie symbolisiert den nationalen Stolz und die kulturelle Kontinuität des Iran.
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